Die Chronik der ROYAL LOUISE

1814

Nach dem Sieg über Napoleon feiern die Herscher von Großbritannien, Preußen, Russland und Österreich in London ihren Triumph und machen sich gegenseitig Geschenke. Der preußische König erhält ein dreimastiges Boot für Fahrten auf der Havel.

1831

William IV., seit 1830 König von Großbritannien, will dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. ein neues, repräsentatives Schiff schenken, da das alte Boot von 1814 nicht mehr nutzbar ist. Er gibt der königlichen Werft, der Royal Dockyard in Woolwich bei London, den Auftrag zum Bau einer Yacht in der Form einer Miniaturfregatte.

1832

Am 1. Mai läuft das Schiff vom Stapel und wird zu Ehren der 1810 verstorbenen preußischen Königin auf den Namen ROYAL LOUISE getauft. Es wird nach Berlin gebracht und in der Nähe der Pfaueninsel durch hochrangige Kapitäne der Royal Navy an Friedrich Wilhelm III. übergeben.

1832

Für die Winterlage des Schiffes wird auf der Pfaueninsel ein überdachter Hafen, der Fregattenschuppen, gebaut. Der Architekt ist Albert Dietrich Schadow, preußischer Hofbau- conducteur und Mitglied der Schlossbaukommission. Noch heute überwintert die ROYAL LOUISE im Fregattenschuppen.

1836

Als Gegengeschenk erhält der britische König William IV. eine prunkvolle, neunzig Zentimeter hohe Kratervase aus der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin (KPM), die noch heute im White Drawing Room von Schloss Windsor aufbewahrt wird.

Das Dekor der Vase ist auf der Website der Royal Collection, der Datenbank der Kunstschätze von Königin Elizabeth II., in hoher Auflösung zu sehen: Royal Collection Trust

Aktuell Suche nach Objekt 59183 notwendig.

1841

Die ROYAL LOUISE erhält einen neuen Heimathafen, die Matrosenstation am Potsdamer Jungfernsee.

1891

Kaiser Wilhelm II. lässt auf dem Gelände der Matrosenstation neue Gebäude im norwegischen Holzbaustil errichten. Die Anlage erhält den Namen Kongsnæs (norweg.: Landzunge des Königs).

1914

Während des Ersten Weltkrieges liegt die ROYAL LOUISE in ihrem Winterquartier, dem Fregattenschuppen auf der Pfaueninsel.

1921

In der Weimarer Republik werden die Besitztümer des preußischen Königshauses aufgelöst. Die ROYAL LOUISE bleibt Eigentum des ehemaligen Kaisers Wilhelm II.; er übergibt sie an den Verein Seglerhaus am Wannsee zur Nutzung für die Jugendabteilung.

1926

Die Segler können die umfangreichen Instandhaltungsarbeiten nicht mehr leisten. Die Fischerei-Lehrwirtschaft in Sacrow erhält den ausgeschlachteten Schiffskörper.

1935

Die Reichsmarine übernimmt die ROYAL LOUISE, um sie für Propagandazwecke der Nationalsozialisten zu missbrauchen. Sie wird in Kiel an Land als Denkmal für die deutsche Marine aufgestellt.

1947

Auf Anordnung des Alliierten Kontrollrates müssen alle militärischen Denkmäler in Deutschland beseitigt werden. Nun wird das Schiff, das bereits in einem sehr verfallenen Zustand ist, endgültig abgewrackt.

1996

Die neue ROYAL LOUISE entsteht in Berlin-Köpenick im Rahmen einer Arbeitsfördermaßnahme. Im Herbst 1998 ist das Schiff fertig.

1999

Die ROYAL LOUISE ist segelklar, und ein privates Unternehmen in Berlin-Köpenick nutzt das Schiff. Im Jahr 2003 meldet das Unternehmen Insolvenz an.

2004

Der Royal Louise e.V. wird gegründet, um das Schiff zu erwerben und vor dem drohenden Verfall zu bewahren. Der Verein Seglerhaus am Wannsee stellt einen Liegeplatz zur Verfügung. Seitdem segelt die ROYAL LOUISE wieder auf den Havelseen, von Spandau bis zum Junfernsee.

Heute

Die britische Miniaturfregatte ist wieder ein Teil des “Preußischen Arkadiens”, das mit seinen Seen, Schlössern und Parks zum UNESCO-Welterbe gehört.